Aktuell mag ich mich nicht. Meine Knie sind Elefantenfüße und ich habe keine Ahnung, wo meine Wangenknochen sind. Die Frontkamera meines Smartphones hasst mich sowieso, schon immer, und ich sie eigentlich auch, schon immer. Ich kaufe Jeans jetzt in achtundreißig und schon lange nicht mehr in sechsundreißig. Das ist okay. Theoretisch. Das ist in meinem Kopf wirklich total okay. Für meinen Bauch aber ist es das nicht. Der will Wangenknochen und Jeans in sechsundreißig.
Ich musste noch nie das dünne Mädchen sein und wollte das eigentlich auch nicht. Trotzdem haben mich die Instagram-Mädchen verunsichert als ich noch ein Twentysomething war. Irgendwann ist dieses Selflove-Ding dann passiert, ich weiß gar nicht wann oder wieso aber irgendwann waren die 10kg mehr nicht mehr relevant für die Endorphine.
Da waren es die Date Nights mit den Mädels und manchmal mit Burgern und Süßkartoffel Pommes, die heiße Schokolade oder um 23 Uhr noch auf dem Monjuic zu sein, der Eiffelturm und dieser komplette Paris Vibe. Meine Endorphine suche ich nicht mehr auf der Waage, weil sie da definitiv nicht sind und noch nie waren. Ich bin okay so, genau so. Mein Körper will gerade einfach diese 10kg mehr, er hat mir das nicht verargumentiert oder mit mir durchdiskutiert aber egal wie viele Kalorien ich zähle, er bleibt dabei. Und seit ich aufgehört habe, auf ihn wütend zu sein, ist es irgendwie leichter – die Sache mit den Endorphinen und die Jeans in achtundreißig.
Trotzdem mag ich mich gerade nicht. Weil das eben auch dann manchmal passiert, wenn man nicht mehr wütend auf seinen Körper ist, wenn eigentlich alles genauso okay ist, ist es das manchmal halt trotzdem nicht. Das passiert eigentlich auch nur, wenn ich diese Instagram-Mädchen sehe – und mich. Und das hat dann absolut nichts mit meinem Körper zu tun, weil der so bleiben darf, wie er gerade ist, das ist dann ausschließlich diese Self-Confidence Sache, die nicht funktioniert.
Sylvie Tittel
PHOTOPRAPHY