Among Intimates

[Werbung] Ich weiß noch genau, was ich gedacht habe, als ich gerade die Stadt verließ, die Markierung noch im Rückspiegel zu erahnen, was ich gefühlt habe, während ich zwischen Asphalt und der Uhr auf meinem Display abwechselte.

Warum zur Hölle trägst du diese Unterwäsche – aber keinen Lippenstift? 


Vor Wochen schon habe ich wieder angefangen zu daten. Es war das erste. Und ich vollkommen ahnungslos. Wir hatten erst eine, vielleicht fast schon zwei Wochen geschrieben, hatten maximal Voice Messages ausgetauscht, gerade Mal ein Selfie, zwölf Minuten vorher, damit er mich auf dem Parkplatz ausmachen konnte. 

Es war keins dieser Dates, das später zwischen den Laken endete. Oder irgendwo auf diesem Parkplatz. Dass das nicht er gewesen wäre, hatte ich schon erahnen können.

Deswegen kein Lippenstift.
Kein ich-will-heute-dass-etwas-passiert.
Kein Statement.


Und ich brauchte das auch nicht. Es war das erste Date. Und ich furchtbar unsicher. Je weiter die Entfernung zwischen mir und der Stadt wurde, desto unbedingter wollte ich zurück. Hatte noch an einem der Ampelstopps jemandem geschrieben, ich wollte wieder nach Hause, das wäre eine überstürzte Idee gewesen und sowieso – Tinder?! Das hätte doch nicht sein können. Und trotzdem habe ich die Stadt einfach verlassen, bis ich mich auf diesem Parkplatz gefunden habe. Und ihn.

Ein letztes “Oh-oh” und wir blieben fast bis Mitternacht am hässlichsten der drei Teiche, zwischen hunderten Fröschen und starrten in den Nachthimmel. 


Jetzt weiß ich, dass es nicht nur er, sondern auch diese Unterwäsche sein mussten, dass eben sie mir das Rückgrat stärkte, ich es vielleicht nur deswegen, trotz der Unsicherheit und der gefühlten Unzulänglichkeiten, bis auf diesen Parkplatz geschafft hatte. Obwohl er keine Ahnung hatte, selbst jetzt nicht, dass dieses bisschen schwarze Spitze an diesem Abend unter dem Oversize-Wollpullover und zwischen den drei Teichen überhaupt existierte. Aber das musste er auch nicht, es war genug, dass ich es wusste.

Deswegen diese Unterwäsche.
Ein Statement.
Aber nur für meine Unsicherheiten.

Diese Dessous sind vonHunkemöller. Mindestens neunzig Prozent meiner Unterwäsche Schublade sind das. Die Everyday-Teile, die Unsichtbaren, die für durchtanzte oder durchküsste Nächte oder die, die man zeigen darf, wenn der Pullover wieder über die Schulter fällt. Manchmal sind sie ein Statement für ihn, manchmal nur für mich. Manchmal werden sie erst zu einem, wenn ich mich überhaupt dran erinnere, sie zu tragen und manchmal entscheide ich ganz bewusst, dass ich ein bisschen mehr Selfconfidence will. So wie bei meinem letzten ersten Date.

Daniela

AUTOR | FOTOGRAFIE + POSTPRODUCTION

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